Glossar FMEA

FMEA (Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse)

Die FMEAFehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse – ist eine systematische Methode zur Identifikation, Bewertung und Vermeidung potenzieller Fehler in Produkten, Prozessen oder Systemen bereits in der Entwicklungs- oder Planungsphase. Ziel ist es, Fehler frühzeitig zu erkennen, ihre Ursachen zu analysieren und präventive Maßnahmenzu ergreifen, bevor es zu realen Problemen kommt.

Die Methode wurde ursprünglich in der Luft- und Raumfahrt entwickelt und ist heute ein fester Bestandteil des Qualitätsmanagements in zahlreichen Branchen – insbesondere in der Automobilindustrie, Medizintechnik, Elektrotechnik und im Anlagenbau.

FMEA wird sowohl auf Produktebene (Design-FMEA / Konstruktions-FMEA) als auch auf Prozessebene (Prozess-FMEA) angewendet. In neueren Versionen werden auch System-FMEA und FMEA-MSR (Monitoring and System Response) genutzt, insbesondere im Kontext autonomer Systeme und funktionaler Sicherheit.

Ziele und Nutzen

  • Früherkennung und Vermeidung von Fehlern
  • Reduktion von Reklamationen und Ausfallrisiken
  • Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität
  • Erhöhung der Kundenzufriedenheit
  • Kostenreduktion durch weniger Nacharbeit oder Rückrufe
  • Erfüllung von Normen und Kundenvorgaben

Grundprinzipien oder Bestandteile

  • Strukturierte Fehleranalyse entlang des Produkt- oder Prozessflusses
  • Bewertung nach drei Kriterien:
    • Bedeutung (B) – wie schwerwiegend ist die Auswirkung?
    • Auftretenswahrscheinlichkeit (A) – wie häufig kann der Fehler auftreten?
    • Entdeckungswahrscheinlichkeit (E) – wie wahrscheinlich wird der Fehler erkannt?
  • Berechnung der Risikoprioritätszahl (RPZ): RPZ = B × A × E
  • Priorisierung und Maßnahmenplanung zur Risikoreduzierung
  • Regelmäßige Überarbeitung bei Änderungen oder neuen Erkenntnissen
  • Einsatz von FMEA-Software oder standardisierten Formularen

Normative Grundlagen

  • AIAG & VDA FMEA-Handbuch (aktuelle Branchenempfehlung für die Automobilindustrie)
  • ISO 9001:2015 – fordert risikobasiertes Denken
  • IATF 16949 – verlangt zwingend den Einsatz der FMEA in der Automobilzulieferindustrie
  • ISO 14971 – Risikoanalyse in der Medizintechnik
  • FMEA als Bestandteil funktionaler Sicherheit (z. B. nach ISO 26262)

Bedeutung für Unternehmen

Die FMEA ist ein zentrales Werkzeug zur Risikoprävention und trägt maßgeblich zur Fehlervermeidung sowie zur Steigerung der Produktsicherheit und Prozesszuverlässigkeit bei. Sie hilft Unternehmen dabei, Qualitätskosten zu reduzieren, Kundenzufriedenheit zu sichern und gesetzliche sowie normative Anforderungen zu erfüllen.

Besonders in komplexen, hochregulierten Branchen ist der systematische Einsatz von FMEA ein zwingender Bestandteil des Qualitätsmanagementsystems und häufig Voraussetzung für Lieferantenzulassungen.

Langfristig unterstützt die FMEA Unternehmen beim Aufbau einer proaktiven Fehlerkultur, der kontinuierlichen Verbesserung und der nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit.